Freitag, 15. Juni 2012

Das Vinschger Paarl

Paarlen im Brotrahmen zum Trocknen
Die Geschichte des Brotes im Alpenraum beginnt mit Brotfunden aus dem 4. Jahrtausend in der Schweiz. Aus Südtirol gibt es Belege für Spelzgerste und Einkorn bereits aus dem Neolithikum. Die Römer bauten in Südtirol Weizen, Gerste, Roggen und Hirse an, wobei sich vor allem Roggen als widerstandsfähiges Korn durchsetzte. Bedingt durch das rauhe, aber relativ trockene Klima und durch die Abgeschiedenheit der bäuerlichen Hochsiedlungen, entwickelte sich in Südtirol schon im angehenden Mittelalter eine eigene Art der Vorratswirtschaft. Eine der gängigsten Brotsorten war schon im Mittelalter das "Vinschger Paarl". Das "Ur-Paarl nach Kloster Art" ist die ursprüngliche und älteste Variante des typischen schmackhaften Brotes aus dem Vinschgau aus dunklem Roggenmehl. In der traditionellen Form werden, wie der Name bereits andeutet, zwei rund geformte flache Laibe zu einem "Paar" vereint. Das Originalrezept gehört den Benediktinermönchen des Klosters Marienberg (oberhalb Burgeis) und die Bäcker, die sich an ihre Anweisungen halten, stellen das Ur-Paarl mit natürlicher Hefegärung aus Roggenmehl her. Auch heute noch findet man an verschiedenen Bergbauernhöfen den typischen Brotbackofen neben dem Bauernhaus. Vielfach wird dort noch 2-3 Mal jährlich eine große Menge an Vinschger Paarlen gebacken, die dann in der Vorratskammer aufbewahrt werden. Zum Trocknen wurden die Paarlen in den Brotrahmen geschichtet, geschnitten wurden die harten Paarlen dann in der Gramml (ugs. Gromml). Das Vinschger Paarl darf bei einer zünftigen Südtiroler Marende nicht fehlen, aber auch in getrocknetem Zustand ist es Basis herrlich schmackhafter Gerichte, wie z. B. für die Vinschger Brotsuppe. Geschichtlichen Überlieferungen zufolge wurden früher nach Beerdigungen beim "Leichenschmaus" nur halbe Paarlen gereicht.

Typische Südtiroler Marende

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