Mittwoch, 20. Juni 2012

Unser täglich Brot ...

Heute findet man in unserer Gegend nur noch selten ein Kornfeld. Früher allerdings war der Anbau von Korn und Getreide eine ganz normale Sache. Die Heu- und Kornernte verlangte große Anstrengung, stand aber ganz im Zeichen von Zusammenarbeit und Nachbarschaftshilfe und wohl auch der Geselligkeit. Beim Korntragen und Kornschneiden halfen sich die Bauern gegenseitig. Jemanden “auf den Esel” schneiden oder mähen, war eine Sitte, bei der die Arbeitskräfte sich gegenseitig zur Arbeit anfeuerten. Gelang es einem der Schnitter, seinen Vordermann zu überholen, war das für den langsameren Schnitter eine große Schande und brachte ihm Spott und Schadenfreude. Auch der Schabernack durfte beim Kornschnitt nicht fehlen. So wurden manchmal “Hocker” vom Feld “gestohlen” und dann wieder zurückgestellt.
An die Zeiten des Kornschnitts und der Feldarbeit erzählen die drei in 5 Metern Höhe schwebenden Landwirtschaftsmaschinen aus dem Jahre 1903 direkt am Etsch-Radweg in Rabland (Technikschauplatz in Rabland). Genau da, wo einst vorwiegend Korn angebaut wurde.



Freitag, 15. Juni 2012

Das Vinschger Paarl

Paarlen im Brotrahmen zum Trocknen
Die Geschichte des Brotes im Alpenraum beginnt mit Brotfunden aus dem 4. Jahrtausend in der Schweiz. Aus Südtirol gibt es Belege für Spelzgerste und Einkorn bereits aus dem Neolithikum. Die Römer bauten in Südtirol Weizen, Gerste, Roggen und Hirse an, wobei sich vor allem Roggen als widerstandsfähiges Korn durchsetzte. Bedingt durch das rauhe, aber relativ trockene Klima und durch die Abgeschiedenheit der bäuerlichen Hochsiedlungen, entwickelte sich in Südtirol schon im angehenden Mittelalter eine eigene Art der Vorratswirtschaft. Eine der gängigsten Brotsorten war schon im Mittelalter das "Vinschger Paarl". Das "Ur-Paarl nach Kloster Art" ist die ursprüngliche und älteste Variante des typischen schmackhaften Brotes aus dem Vinschgau aus dunklem Roggenmehl. In der traditionellen Form werden, wie der Name bereits andeutet, zwei rund geformte flache Laibe zu einem "Paar" vereint. Das Originalrezept gehört den Benediktinermönchen des Klosters Marienberg (oberhalb Burgeis) und die Bäcker, die sich an ihre Anweisungen halten, stellen das Ur-Paarl mit natürlicher Hefegärung aus Roggenmehl her. Auch heute noch findet man an verschiedenen Bergbauernhöfen den typischen Brotbackofen neben dem Bauernhaus. Vielfach wird dort noch 2-3 Mal jährlich eine große Menge an Vinschger Paarlen gebacken, die dann in der Vorratskammer aufbewahrt werden. Zum Trocknen wurden die Paarlen in den Brotrahmen geschichtet, geschnitten wurden die harten Paarlen dann in der Gramml (ugs. Gromml). Das Vinschger Paarl darf bei einer zünftigen Südtiroler Marende nicht fehlen, aber auch in getrocknetem Zustand ist es Basis herrlich schmackhafter Gerichte, wie z. B. für die Vinschger Brotsuppe. Geschichtlichen Überlieferungen zufolge wurden früher nach Beerdigungen beim "Leichenschmaus" nur halbe Paarlen gereicht.

Typische Südtiroler Marende

Seelen-Schmeichler

Besondere Momente erlebten gestern Abend die Besucher in der Stachlburg - im bezauberndem Ambiente des Innenhofs raspelten "Die Schmeichler" jede Menge Süßholz. "A Kuss is koa Sünd net - auf der Olm drobn", "Kleiner grüner Kaktus", "Ohne Krimi geht die Mimi ..." und jede Menge Klassiker der 20er bis 60er Jahre gaben sie zum Besten.
Mit Ihrem Song "Karin du bist so süß" sicherten sie sich wieder ihren nächsten Auftritt 2013 in der Stachlburg - so werden heute Engagements eingeholt! ;-)

Dienstag, 12. Juni 2012

Der Südtiroler Dialekt

Zum leichteren Verständnis der Südtiroler ist das Erlernen der wichtigsten dialektalen Wörter sehr zu empfehlen: denn drüben ist "entn", hinüber ist "ummi, onni" oder "ummen", hinauf kann "aui, auchn, aufn" sein. Noch komplizierter wird es mit den zahlreichen Italienismen. Wenn Sie wissen, was die Targa, das Patent oder die Residenz sind, Hut ab, ansonsten sollten Sie unbedingt "Daitsch" lernen.

Prozessionen - religiöse Traditionen

Sehr typisch für Südtirol und natürlich auch Partschins sind die vielen Prozessionen, die von feierlich bis prunkvoll, bis zu sehr alt und charakteristisch oder bescheiden und ortsgebunden reichen. Sie sind nicht reine folkloristische Veranstaltungen, sondern Ausdruck - ähnlich wie die Wallfahrten - einer religiösen Überzeugung. Dabei hat jedes Dorf seine eigenen Statuen und Bräuche.
Im Takt der musikalischen Umrahmung der Musikkapelle bewegt sich der Umzug durch die Fluren und Gassen, wo die Fenster mit Heiligenbildern vielerorts, Kerzen und Blumen geschmückt sind. Dabei wird immer wieder zwischendurch laut gebetet. Auffällig sind die riesigen und farbigen, von starken Burschen getragenen Kirchenfahnen, die im Wind wehen und mittels zweier an der oberen Stange befestigter und von einem Helfer gezogenen Schnüre gegen den Wind gesichert werden. Solche Prozessionen finden an hohen kirchlichen Feiertagen wie Christi Himmelfahrt, Fronleichnam und am Herz-Jesu-Sonntag statt.




Eine runde Sache ...


Knödel – das wohl typischste und traditionellste aller Südtiroler Gerichte!
Die Legende um die Entstehung des Knödels (wer hat’s erfunden?) möchten wir Ihnen hier erzählen:
Eines schönen Tages fiel eine marodierende Landknechtsgruppe in einen Südtiroler Bauernhof ein und der Kommandeur verlangte zu essen, ansonsten würden die Soldaten Haus und Hof anzünden. Die Bäuerin war mit ihren Mägden allein zu Hause, aber unerschrocken machte sie sich ans Werk. Sie gab den Dirnen Anweisungen, alles zusammenzutragen, was im Haus an Essbarem zu finden sei. Schließlich lagen auf dem Tisch hartes Brot, Zwiebel, einige Eier, Bauchspeck und etwas Mehl. Die Bäuerin machte sich daran, das Brot zu zerkleinern, holte etwas Grünzeug aus dem Garten und schnitt dies fein auf. Dann vermengte sie alles zu einem Teig, gab Salz dazu, formte ihn zu Kugeln und warf sie in siedendes Salzwasser. Forsch stellte sie den hungrigen Landsknechten die volle Schüssel auf den Tisch. Denen schmeckten die Kugeln so gut und sie wurden so satt, dass sie danach glatt einschliefen.
„Diese Kanonenkugeln hauen ja die ärgsten Mannsbilder um“, meinte daraufhin der Hauptmann bewundernd und gab der kecken Bäuerin sogar noch ein paar Goldstücke zur Belohnung, bevor er friedlich mit seiner Truppe abzog. Seitdem war der Siegeszug des Südtiroler Knödels nicht mehr aufzuhalten …


Hier kommen Sie zu den Gastronomiebetrieben in Partschins, Rabland, Töll

Anleitung Knödelrezept

Auf zum Schwur ...

... Tiroler Land! Heb zum Himmel Herz und Hand!
So werden die Südtiroler den Herz Jesu Sonntag wieder zelebrieren und zahlreiche Feuer auf den Südtiroler Gipfeln entzünden, um ihrer Verbundenheit mit der Heimat Ausdruck zu verleihen.

Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert werden auf den Bergen Tirols Herz-Jesu-Feuer als Zeichen der Erneuerung des Herz-Jesu-Gelöbnisses von 1796 entzündet. Als französische Truppen unter Napoleon I. das Land Tirol bedrohten, traten die Tiroler Landstände 1796 in Bozen zusammen, um die Situation zu beraten. Der Stamser Abt Sebastian Stöckl regte dort an, das Land dem “Heiligsten Herzen Jesu” anzuvertrauen und so göttlichen Beistand zu erhalten. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen, die Landstände gelobten im Namen des Volkes, das Herz-Jesu-Fest jährlich feierlich zu begehen. Als Herz-Jesu-Tag wurde der 2. Freitag nach dem Fronleichnamsfest gewählt.
Diesen Bund mit dem Herzen Jesu erneuerte Andreas Hofer mit seinen Schützen vor der Berg-Isel-Schlacht gegen die Franzosen und Bayern. Seitdem ist der Sonntag nach dem Herz-Jesu Freitag Tiroler Landesfeiertag, der mit Prozessionen und Bergfeuern hochgehalten wird. Diese Bergfeuer waren in Kriegszeiten Leuchtzeichen für einen abgesprochenen Kampfbeginn, die an weit sichtbaren Punkten und Gipfeln aufflammten.
So werden heute noch in Südtirol am Herz-Jesu Sonntag im ganzen Land Herz-Jesu-Feuer entzündet. Sie gelten als “lodernder Beweis” der Unauflösbarkeit des Gelöbnisses der Tiroler Landstände aus dem Jahre 1796. Die Feuer ordnet man häufig in Form von Herzen, Kreuzen oder den Zeichen Christi “INRI” oder “IHS” an, aber auch in Schriftzügen, die meist auf die Tiroler Einheit hinweisen. Dabei werden keine Mühen und Kosten gescheut um auch auf den höchsten Gipfeln helle Feuer zu entflammen.
Am 17.06. ist es heuer wieder soweit: An der Bergstation der Texelbahn haben Sie den schönsten Ausblick und Rundblick bis zum Rosengartenmassiv. Ausserdem wird es eine spektakuläre Feuershow geben. Mehr zum "Fuirlen schaugn" erfahren Sie hier.



Montag, 4. Juni 2012

Der blaue Schurz

Alltägliche Arbeit am Hof - das Sensenschleifen
 
Seit jeher ist der blaue Schurz (Schürze) Bestandteil der Südtiroler Arbeitsgarderobe. “Ein Mann ohne Schurz ist nur halb angezogen”, besagt ein Sprichwort und der Schurz ist zum Teil heute noch allgegenwärtig und für gar manchen unverzichtbar.
Ursprünglich war der Schurz weiß, zunächst aus Leinen, gegen Ende des 19. Jh. wurde Baumwolle verwendet. Der lange weiße Schurz, mit dem sich die Bauern nach dem Sonntagsgottesdienst auf dem Dorfplatz oder auf den Märkten zeigten, war Ausdruck des Standesbewusstseins. Meist trug ihn nur der Bauer selbst, höchstens noch der Bauernknecht oder der Fütterer, nicht aber der kleine Knecht. Zwischen 1900 und 1950 wurde das “weiße Vortuch”, im Dialekt “Fürtig oder Fürchta” genannt, allmählich vom blauen Schurz abgelöst. Der Schurz diente in erster Linie als Schutz- und Arbeitskleidung, die in jeder Alltagssituation getragen wurde. Daneben erfüllte er noch andere praktische Aufgaben: als Sack, als Sähkorb, als Schweiß- oder Handtuch und nicht zuletzt diente das Schurzoberteil (“Pafer” oder “Brüstl”) beim Gang zu den Ämtern und Behörden zum Verstauen von allerlei Papierkram. Oftmals diente der Schurz auch dazu, die Hose oben zu halten.

Erst viel später ist der Schurz mit gestickten Blumen oder einem humorvollen Spruch verziert worden, wie etwa “Lustig und ledig”, “Im Wein liegt die Wahrheit”, oder “Bauer mit Herz” …
Ein aufgedrehter, blauer Schurz bedeutet “Feierabend”: nach getaner Arbeit wird die rechte Ecke vom Schurz zum Rücken gezogen und dort in die Schurzbänder eingedreht, während die linke Ecke vorne nach unten schaut. Diese Eigenheiten und auch die
Art des Schurzbindens variiert in den einzelnen Tälern Südtirols.

“Wenn ihr die blaue Schürze seht, ahnt ihr sogleich wer vor euch steht:
Ein Südtiroler! Jederzeit trägt stolz er sie als Ehrenkleid,
Er trägt sie, wenn er wirkt und werkt; wenn er sich zu Tische sitzt, sich stärkt;
Des Festtags und bei Arbeitsruh, zeigt er die Schürze immerzu.
Die blaue Schürze ihn umweht, wenn er im Felde pflügt, eggt, sät,
beim Heuen, bei des Kornes Schnitt geht immer auch die Schürze mit.
Wenn er die Bäume fällt, zersägt, sein Fuhrwerk durch den Wald bewegt,
Zur Alm empor die Kühe treibt, die Schürze nie zuhause bleibt.
Wenn er in Schnee und Eis sich wagt, den Gemsbock sucht und ihn erjagt.
Das Edelweiß am Felsgrat pflückt, die blaue Schürze oft ihn schmückt.
Die Schürze leuchtet froh, sie blinkt! Beim Obst- und Weinbau blau sie winkt.
In ihr kredenzt der Wirt den Wein, schenkt rot, schenkt weiß dem Gast ihn ein.
Ob Handwerker, ob Arbeitsmann, er zieht die blaue Schürze an.
Mit ihr er sich zum Volk bekennt, das Südtirol sein eigen nennt.
Der Bub führt aus sie und der Greis, der um den Sinn der Schürze weiß.
Wer sie trägt, der hat nicht verloren, die Freiheit die mit ihm geboren -
die blaue Schürze heißet auch: Festhalten an der Väter Brauch.
An Mutterlaut und Heimatland, in die der Herrgott ihn gesandt.
Die Schürze bleibt ihm Wappenzier, sein eig’ner Adel bürgt dafür.
Stolz zeigt er sie, ob reich, ob arm, für Südtirol in Freud und Harm.”
(P.P. Rütting)